14. Juni 2022

Die Zauneidechse zieht um – das fachmännische Einsammeln der Tiere hat begonnen

Die Zauneidechse – gern gesehen und streng geschützt

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland im Nordosten und im Süden. Leider verschwindet die früher weit verbreitete Art mehr und mehr aus der ausgeräumten Agrarlandschaft. Daher wird die Zauneidechse auf der Roten Liste Brandenburgs als gefährdet eingestuft, im Anhang-VI der Europäischen Flora Fauna Habitat (FFH) Richtlinie zählt sie zu den streng geschützten Arten in Deutschland. Als Reptilie ist sie ein wechselwarmes Tier und muss ihre Körpertemperatur durch das gezielte Aufsuchen von unterschiedlich gewärmten Bereichen regulieren – daher ist sie auf Lebensräume mit verschiedenen Temperaturen angewiesen und verbringt gewisse Phasen in Inaktivität, zum Beispiel während der Winterkälte.

Der Weg zur Umsiedlung der Zauneidechsen

In einem gesonderten Verfahren gemäß des Bundesimmisionsschutzgesetzes (BImSchG) wurde auf dem Planungsgebiet jetzt in einer vorgezogenen Maßnahme der Weg für die Umsiedlung der Zauneidechse geebnet. Auf den ca. 12 Hektar lebt derzeit eine mittelgroße Population von Zauneidechsen, die von nun an über einige Monate durch erfahrene Biologen der Firma Ökoplan abgesammelt und umgesiedelt wird.

Das Absammeln bedarf durchaus einiger technischer Vorbereitungen: Als Erstes wurden auf der Vorhabenfläche Reptilienzäune aufgestellt, damit keine neuen Tiere einwandern können. Zuvor musste natürlich ein neuer Lebensraum gefunden werden. In Abstimmung mit der Naturschutzbehörde wurde ein sehr nahes Ersatzhabitat an der Gemeindegrenze in der Gemeinde Rüdersdorf gefunden und vorbereitet. Durch Schaffung von Versteckmöglichkeiten, geschützten Flächen mit ausreichend Nahrungsangebot, wo sich die Eidechsen gefahrarm sonnen können, Eiablageplätzen, geeigneten Winterquartieren, konnte die Ersatzfläche so aufgewertet werden, dass zahlreiche weitere Zauneidechsen dort einen neuen Lebensraum finden und sich heimisch und wohl fühlen können.

Jetzt gehts auf in die neue Heimat

Da die Zauneidechsen erst ab einer Temperatur von circa 18 Grad aktiv werden und sich zuvor nicht aus ihren Verstecken bewegen, musste mit der Absammlung bis zur richtigen Außentemperatur gewartet werden. Am 31. Mai 2022 war es soweit: Die Biologen waren bei richtiger Temperatur, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnten die erste Zauneidechse einfangen. Wie üblich bekam die erste Echse einen Namen: man taufte sie auf den Namen Horst.
Horst lebt mittlerweile in seiner optimal vorbereiteten neuen Heimat bei Rüdersdorf und wartet auf den Zuzug seiner Kollegen aus dem vermüllten Vogelsdorf. Die Absammlung der weiteren Echsen erfolgt in vordefinierten Parzellen, sodass man sichergehen kann, möglichst alle Exemplare einzusammeln und keine zu übersehen. Von nun an bis zum Zeitpunkt, an welchem die Zauneidechse wieder temperaturbedingt in Inaktivität fällt (wahrscheinlich Oktober/ November) gehen die Biologinnen und Biologen bei geeigneter Witterung über das Gelände. Am Ende wird gutachterlich festgestellt, ob alle Eidechsen abgesammelt wurden. Wie man sieht, handelt es sich beim Einsammeln von Eidechsen um ein wahrhaft planungsintensives und kostspieliges Vorhaben – doch bevor die letzte Echse nicht in ihre neue Heimat gebracht wird, wird kein Bagger rollen. Denn es gilt: Artenschutz geht vor!

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Zauneidechse Horst
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